Opera aperta – Kompositorische Poietik im 20. und 21. Jahrhundert

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stellt eine wachsende Zahl von Komponist*innen die traditionelle Rollenverteilung von Komponist, Interpret und Hörer in Frage und rückt das kommunikative Moment von Kunst in den Mittelpunkt. In offenen Werkkonzeptionen werden Details der Ausführung dem Zufall oder der Entscheidung des Interpreten überlassen. Den Hörer*innen werden persönliche Standpunkte nicht nur zugestanden, vielmehr werden diese ganz bewusst provoziert, so dass die eigentliche „Vervollständigung des Kunstwerks durch den Betrachter“ (Marcel Duchamp) erfolgt. Interpret*innen und Publikum werden in solchen Werken am künstlerischen Schaffensprozess beteiligt, sie werden gewissermaßen zu „Produzenten 2. Ordnung“ (Constanze Peres). Dass dieses gewandelte Werkverständnis auch neue Perspektiven auf ältere Kompositionen eröffnet, hat Umberto Eco in seiner Schrift „Opera aperta“ dargestellt. Im Rahmen des Seminars werden ausgewählte Kompositionen des 20. und 21. betrachtet sowie kompositorische Strategien theoretisch reflektiert und praktisch erprobt.

Seminar für Studierende der Fachrichtung Kunst- und Musikpädagogik an der Universität Bielefeld gemeinsam mit Lukas Janczik im Wintersemester 2018/19.