Kreativität ist ein schillernder Begriff, der sowohl in der Alltagssprache als auch in der Wissenschaft häufig und mit teils recht unterschiedlichen Bedeutungen verwendet wird. Zu den meistgenannten Aspekten zählen die Produktionsleistung, also die Hervorbringung neuen Wissens, neuer Technologien etc., und die Fähigkeit, Probleme zu identifizieren und auf ungewöhnliche, vorher nicht gedachte Weise zu lösen.
Galt Kreativität zunächst als eine besondere Eigenschaft weniger, besonders begabter „Genies“, so wird im Kreativitätsdiskurs seit Mitte des 20. Jahrhundert grundsätzlich jedem Menschen eine Schöpfungsfähigkeit zugestanden. In den 1980er Jahren avanciert „der Kreative“, der Neues schafft und damit letztlich auch sich selbst stets erneuert, gar zu einer „hegemonialen Subjektform spätmoderner Kultur“ (Reckwitz).
Digitale Werkzeuge versprechen – nicht nur im Bereich der Bildung – in Bezug auf die Hervorbringung von Wissen und das Lösen von Problemen neue Möglichkeiten. Mit Blick auf die Bildung im postdigitalen Zeitalter ist jedoch zu fragen, unter welchen Bedingungen sie tatsächlich anregen, auf innovativen Wegen zu originellen Lösungen zu gelangen, und wo sie Problemlösungsroutinen etablieren, die ein kreatives Denken eher verhindern. Der Vortrag geht dieser Frage anhand exemplarischer Beispiele aus der Musik- und Kunstpädagogik nach.
Keynote auf dem Medienbildungstag der LiLi-Fakultät der Universität Bielefeld am 05.01.2021 9:00 Uhr