Digitale Dinge im Musikunterricht

Digitale Dinge im Musikunterricht – Möglichkeiten des Inszenierens ästhetischer Wahrnehmungs- und Erfahrungsräume durch Augmentes Reality

Die Digitalisierung hat in den vergangenen Jahrzehnten die Lebenswelt und das kulturelle Nutzungsverhalten von Schüler*innen und angehenden Lehrkräften gleichermaßen verändert. Dabei handelt es sich keineswegs nur um technische Neuerungen, sondern vielmehr um „einen sozialen und kulturellen Transformationsprozess, [der] neue Kulturtechniken erforderlich“ (Jörissen, S. 7) macht. Ein Musikunterricht, der die Lebenswelt der Schüler*innen in angemessenem Maße einbeziehen und die innovativen Potentiale, die Digitalität bietet, nutzen möchte, kommt daher an der didaktisch reflektierten Einbeziehung digitaler Medien nicht vorbei. Die Lehramtsausbildung im Fach Musik steht daher vor der doppelten Herausforderung, neue künstlerische Entwicklungen einzubeziehen und die Veränderung unterrichtlicher Praxen durch Digitalität bewusst zu machen. Ziel ist es, angehende Lehrkräfte für die „agency der nicht-humanen Aktanten“ zu sensibilisieren und sie in die Lage zu versetzen, diese „kritisch reflektierend in ihren Praxen zu nutzen“ (Godau & Ahlers, S. 8).

Im Rahmen der CoP Kunst/Musik wird u. a. der Frage nachgegangen, inwieweit digitale Werkzeuge neue Impulse für den musikalischen Kompetenzbereich Hören liefern können und welche Apps Chancen für das Inszenieren ästhetischer Wahrnehmungs- und Erfahrungsräume eröffnen. Gerade Augmented-Reality-Apps, die Digitalität als künstlerische Erweiterung nutzen oder durch interaktive Elemente immersive Umgebungen schaffen (vgl. App-Alben wie Björks „Biophilia“ und die App „WalkThruMusic“, die ein interaktives räumliches Hören unterstützt), scheinen in diesem Zusammenhang vielversprechend zu sein.

Ausgehend von der Erkenntnis, dass die „mangelnde Passung von Dingen […] sich in Über- bzw. Unterforderungen der Lernenden“ artikulieren und „gute Passung der Dinge […] Spielräume für aktive Aneignungen“ (Ahner, S. 14) ermöglichen kann, wurden exemplarisch ausgewählte Apps in dem Workshop „Erlebnis Hören: Musikrezeption unter Einbindung digitaler Medien“ Gegenstand der gemeinsamen kritischen Reflexion mit den Teilnehmer*innen. In diesem Vortrag gehen wir anhand des Workshop-Konzepts und erster Evaluationsergebnisse der Frage nach, welche konkreten Möglichkeiten digitale Werkzeuge für die Erweiterung ästhetischer Wahrnehmungs- und Erfahrungsräume im Musikunterricht bieten, und welche Implikationen sich daraus für die Lehramtsausbildung im Fach Musik ergeben.

Literatur:

  • Ahlers, Michael & Godau, Marc (2019): Digitalisierung – Musik – Unterricht. Rahmen, Theorien und Projekte, in: Musik und Bildung 82, S. 4–9.
  • Ahner, Philipp (2019): Individuelle Förderung, Dinge und Digitalisierung, in: Musik und Bildung 82, S. 10–16.
  • Jörissen, Benjamin; Kröner, Stephan & Unterberg, Lisa (2019): Einleitung: Forschung zur Digitalisierung in der Kulturellen Bildung, in: Benjamin Jörissen; Stephan Kröner & Lisa Unterberg (Hrsg.): Forschung zur Digitalisierung in der Kulturellen Bildung, München: Kopaed, S. 7–9.

Vortrag gemeinsam mit Dr. Andreas Heye auf dem BI.teach – Tag für die Lehre 2021 zum Thema „Bleibt alles anders? Studierende und Lehrende im Gespräch über die (digitale) Lehre von morgen“ an der Universität Bielefeld am 17.11.2021