Jahres(Element)Zeiten

Kompositionsprojekt an der Mittelschule Weixdorf gemeinsam mit Peter Köszeghy. Dresden, 2008-2009.

Alles begann mit einem Konzertbesuch am 10. März im Societätstheater Dresden. Bei diesem Konzert der Reihe „Global Ear“ lernten die SchülerInnen der Klasse 6b traditionelle und zeitgenössische Kompositionen aus Ungarn kennen. Am ungewohntesten für die jungen Ohren dürften wohl die Kompositionen von Pèter Köszeghy gewesen sein, in denen die MusikerInnen ihren Instrumenten die ungewöhnlichsten Klänge entlockten und auch sonst auf unkonventionelle Weise Geräusche erzeugten: So goss ein Spieler beispielsweise Wasser in eine Schüssel, wobei die jeweilige Fallhöhe die Lautstärke  und Intensität des klanglichen Resultats bestimmte. Am nächsten Morgen hatten die SchülerInnen viele Fragen: Ist das Musik? Wie werden diese Klänge erzeugt? Kann man so etwas notieren?

Da in Köszeghys Kompositionen schamanische Rituale eine Rolle spielen, hatte der Komponist als Thema für die Arbeit mit den SchülerInnen die vier Elemente vorgeschlagen, um eine inhaltliche Anknüpfung an das Gehörte zu ermöglichen. Nach ersten Gruppenimprovisationen zum Thema teilte sich die Klasse bald in vier Gruppen auf – die Feuer und Wasser-Gruppe wurden von Peter Köszeghy betreut, die Gruppe Erde vom Musiklehrer Mario Förster und die Luft-Gruppe von mir.

In der Luft-Gruppe kristallisierte sich nach einem ersten Brainstorming das Thema „Nachtwanderung im stürmischen Wald“ heraus. In den anschließenden Sitzungen überlegten wir uns gemeinsam eine Geschichte zu dieser Überschrift, die wir rein musikalisch – also ohne Worte – erzählen können. Dabei hielt jeder Schüler seine Ideen graphisch fest. Die einzelnen Vorschläge wurden in der Gruppenimprovisation ausprobiert und zur Diskussion gestellt. Bald hatten wir eine Menge interessanter Klänge zusammengetragen: Ein Jazzbesen wurde in die Luft geschlagen, ein weiterer produzierte Glissandi auf den Klaviersaiten, eine Zeitung wurde zerknüllt, auf dem Fell einer Trommel gekratzt. Dazu gesellten sich traditionelle Instrumentalklänge eines Drum-Sets, einer Trompete, einer Gitarre und einer Pan-Flöte. Erfahrung auf ihrem jeweiligen Instrument hatte außer unserem Schlagzeuger niemand, was die Suche nach unkonventionellen Spielweisen nur erleichterte. Die besten Ideen wurden dann gesammelt und in eine gemeinsame grafische Partitur überführt. Die Partitur stellt sowohl die Geschichte dar (unten), als auch den musikalischen Ablauf (oben).

Dann probten die acht Jungs der Luft-Gruppe fleißig ihre neue Komposition. Wir vereinbarten Signale (ein plötzlicher lauter Trompetenton oder ein Schlag auf das Becken), die Wendepunkte im Stück markierten, so dass die Schüler ganz ohne Dirigent auskamen.

Nachdem sich die einzelnen Gruppen Gedanken zu jeweils einem der vier Elemente gemacht hatten und bereits kleine musikalische Abläufe entstanden waren, war es an der Zeit, die Einzelbeiträge zusammenzuführen. Als die Gruppen einander ihre Ergebnisse vorstellten, zeigte sich, dass die Herangehensweisen sehr unterschiedlich waren. Während sich einige Gruppen festgefügte kompositorische Abläufe ausgedacht hatten, waren in anderen Gruppen improvisatorische Konzepte entstanden. Auch hatte sich jede Gruppe ein ganz eigenes, für ihr jeweiliges Element charakteristisches Instrumentarium ausgesucht. Es erschien uns daher ungünstig, die einzelnen Stücke einfach nacheinander aufzuführen. Der Ablaufplan, auf den wir uns letztlich geeinigt haben, kombinierte die vier Instrumentalgruppen auf einfache aber wirkungsvolle Weise, so dass ein interessanter musikalischer Verlauf entstand.

Die SchülerInnen präsentierten ihre Komposition „Jahres(Element)Zeiten“ mit hoher Konzentration und viel Freude beim Abschlusskonzert am 5.6.2009 im Konzertsaal der Hochschule für Musik Dresden.